Schematherapie
            Die Schematherapie ist ein von Young, Klosko & Weishaar entwickelter 
              psychotherapeutischer Behandlungsansatz. Mit Schemata sind problematische, 
              Leiden verursachende und überdauernde Verhaltens- und Erlebensmuster 
              gemeint. Diese bestehen aus Erinnerungen, Gedanken und Körperempfindungen. 
              Sie beziehen sich auf Einstellungen, Haltungen und Bewertungen, 
              die eine Person gegenüber sich selbst und gegenüber anderen 
              einnimmt. Schemata spielen häufig in zwischenmenschlichen Beziehungen 
              eine große Rolle. Sie entstehen in der Kindheit oder Jugend 
              und werden im Verlauf des weiteren Lebens ausgeformt und vertieft. 
              Bei der Entstehung spielen schädigende Kindheitserlebnisse 
              eine große Rolle, etwa die Nicht-Erfüllung wichtiger 
              Grundbedürfnisse (z. B. Bedürfnisse nach sicherer Bindung, 
              nach Kompetenz, nach der Freiheit in der Äußerung eigener 
              Gefühle etc.) oder alle Formen von Traumatisierung. Aber auch 
              die Übererfüllung und das Übermaß können 
              sich schädlich auf die Entwicklung auswirken. Durch die verschiedenen 
              schädigenden Erfahrungen können schwerwiegende Beeinträchtigungen 
              entstehen, die gekennzeichnet sind von Gefühlen wie Verlassenheit, 
              Unzulänglichkeit, Abhängigkeit, Selbstaufopferung und 
              einigen anderen mehr.
               
              Schemata sind für das Selbstgefühl von zentraler Bedeutung. 
              Wird der Glaube an ein Schema aufgegeben, so geht damit auch die 
              Aufgabe des Glaubens an die Sicherheit einher, zu wissen, wer man 
              ist und wie die Welt beschaffen ist. Deshalb wird an den Schemata 
              auch dann festgehalten, wenn dies mit psychischen Schmerzen verbunden 
              ist. Die früh entstandenen Überzeugungen vermitteln ein 
              Gefühl der Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Sie sind angenehm 
              vertraut, und sie geben das Gefühl, „zu Hause“ 
              zu sein.
               
              Im schematherapeutischen Vorgehen werden verschiedene Ziele verfolgt. 
              Zum einen ist es Teil der Therapie, dass eine Person die für 
              sie relevanten Schemata erkennt, ihre Entstehungsbedingungen versteht 
              und die Auslöser kennen lernt, unter denen ein Schema aktiviert 
              wird. Weiterhin wird die mit einem Schema verbundene Intensität 
              von Erinnerungen und Gefühlen gemildert und die damit verbundenen 
              problematischen Gedanken verändert. Schließlich werden 
              Strategien entwickelt, die auf positivere Art und Weise zu einer 
              Befriedigung der wichtigen Grundbedürfnisse führen. 
              Ein großer Teil der Therapie findet im Alltag statt, wo vereinbarte 
              Therapieaufgaben bearbeitet werden.
               
              Verwendete Lektüre:
              Nissen, L. & Bader, K. (2008). Schematherapie nach Jeffrey Young: 
              Grundlagen und Stand der Forschung. In: Verhaltentherapie & 
              Psychosoziale Praxis 2/2008, 249 – 280.
              Young, J.E., Klosko, J.S. & Weishaar, M.E. (2005). Schematherapie. 
              Ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann Verlag.
               
              Lektüre für Interessierte (Betroffene)
Jacob, G. & Melchers, F. (2017). Ratgeber Schematherapie: Eigene Verhaltensmuster verstehen und verändern. Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie Band 38. Göttingen: Hogrefe Verlag
Roediger, E., Behary, W.T. & Zarbock, G. (2013). Passt doch! Paarkonflikte verstehen und lösen mit der Schematherapie. Weinheim Basel: Beltz Verlag
Jacob, G., van Genderen, H. & Seebauer, L. (2011). Andere Wege gehen. Lebensmuster verstehen und verändern – ein schematherapeutisches Selbsthilfebuch. Weinheim Basel: Beltz Verlag
Roediger, E. (2010). Raus aus den Lebensfallen. Das Schematherapie-Patientenbuch. Paderborn: Junfermann Verlag
Young, J.E. & Klosko, J.S. (2006). Sein Leben neu erfinden. Wie Sie Lebensfallen meistern. Paderborn: Junfermann Verlag