Verhaltenstherapie
Ursprünglich wurde die Verhaltenstherapie aus den Lerntheorien
entwickelt. Die Verhaltenstherapie der Anfänge ging davon aus,
dass Verhalten, auch problematisches Verhalten, erlernt wird. Vor
dem Hintergrund von positiven Rückmeldungen auf Verhaltensweisen
(auch Verstärkung genannt) oder durch Beobachtungsprozesse
wird in der Folge ein Verhalten häufiger gezeigt.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Verhaltenstherapie enorm
weiterentwickelt. Sie ist um viele Facetten ergänzt worden
und kann mittlerweile als ein Therapiekonzept angesehen werden,
das sich um einen ganzheitlichen Zugang zum Menschen bemüht.
Dabei werden biografische Erfahrungen, kognitive und emotionale
Prozesse einbezogen.
Mit der Kognitiven Verhaltenstherapie wurde ein Behandlungsansatz
entwickelt, der negative Gedanken, die häufig Kennzeichen von
psychischen Erkrankungen sind, in den Fokus stellt. Mit Hilfe dieses
Ansatzes können diese -wenig hilfreichen- Gedanken verändert
werden. Aber auch Einstellungen, Erwartungen und Haltungen gelten
als Kognitionen, die für den Therapieprozess eine wichtige
Rolle spielen. Die Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie
konnte in vielen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden.
Seit einigen Jahren integriert die Verhaltenstherapie auch verschiedene
Therapieansätze in ihr Konzept, die intensiv die Gefühlsebene
einbeziehen. Häufig reicht es für dauerhafte Veränderungsprozesse
nicht aus, Veränderungen auf gedanklicher Ebene durchzuführen
oder zu wissen, was gut wäre. Für
eine befriedigende Veränderung ist es auch erforderlich, Neues
in die emotionale Ebene einzubetten und so als Teil der eigenen
Identität zu entwickeln. Als emotionsfokussierende Ansätze
stehen hier beispielsweise erlebnisaktivierende Methoden zur Verfügung
(etwa Rollenspiel, Arbeit mit inneren Anteilen und inneren Bildern)
oder die Methode der Emotionsfokussierte Therapie (nach Leslie S.
Greenberg).
Als wichtige Weiterentwicklungen, die seit Anfang 2000 von seiten
der VerhaltenstherapeutInnen mit zunehmendem Interesse aufgenommen
wurden, sind die Schematherapie
(von Young, Klosko & Weishaar entwickelt) und die Konsistenztheorie
(entwickelt von Grawe) zu nennen. Insgesamt können im Rahmen
der Verhaltenstherapie verschiedene hochwirksame Verfahren individuell
eingesetzt werden, mit deren Hilfe sich psychisches Leid erklären,
verstehen und verändern lässt.